Heute rief bei uns ein verärgerter Kunde an. Er beschwerte sich über die mangelhafte tägliche Reinigung seines Hotelzimmers. Selbstverständlich gaben wir sein Anliegen an den zuständigen Veranstalter weiter. Gleichzeitig entbrannte bei uns im Team aber auch eine heftige Diskussion. Ist eine tägliche Zimmerreinigung angesichts von Klimawandel und Nachhaltigkeit überhaupt noch zeitgemäß?
Hand aufs Herz. Wir oft reinigen Sie bei sich zuhause Ihr Badezimmer? Wie oft wechseln Sie Ihre Bettwäsche? Nehmen Sie jeden Tag ein neues Handtuch aus dem Wäscheschrank? Nein? Wir auch nicht. In Hotels ist dies aber vorgeschrieben. Die europaweit geltende Hotel-Klassifizierung verlangt ab dem ersten Stern eine tägliche Zimmerreinigung, ab vier Sternen ist zudem ein Wechsel der Bettwäsche jeden Morgen Pflicht.
Tägliche Zimmerreinigung – sinnvoll oder überflüssig?
Sicherlich – in manchen Hotels mag dies sinnvoll sein. Zum Beispiel in einem Haus direkt am Sandstrand. Da kann es durchaus angebracht sein, das Zimmer täglich von den mitgebrachten Sandkörnern zu befreien. Aber in einem Stadthotel? In dessen Zimmer man sich eventuell nur zum Schlafen aufhält, weil man den Tag über mit Sightseeing, Shoppen oder auch Geschäftsterminen beschäftigt ist. Viele Gäste finden daher eine tägliche Reinigung unnötig, manche sogar nervig. Schließlich ist ein Hotelzimmer auch Privatsphäre.
Opt-Out beim Zimmerservice
Einige Hoteliers und Hotelketten haben darauf bereits reagiert und bieten ihren Gästen ein so genanntes Opt-Out bei der Zimmerreinigung an. Das heißt, der Gast kann bereits beim Einchecken auf die tägliche Reinigung verzichten bzw. angeben, in welchem Turnus er sie gerne hätte. Gleiches gilt beim Wechsel der Bettwäsche oder bei Handtüchern.
Hoteliers sehen enormes Einsparpotential
Böse Zungen mögen nun behaupten, dass die Hotels den Nachhaltigkeitsgedanken nur als Vorwand nehmen und lediglich die Personalkosten senken wollen. Philipp Winter von der Kette A&O in Berlin widerlegt dies gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Die Reinigungskraft kommt ja trotzdem, sagt er. Sie werde halt dann an anderer Stelle eingesetzt. Was aber tatsächlich ins Gewicht fällt, ist bei A&O der Energieverbrauch: Pro Reinigung werden durchschnittlich 7,4 Liter Wasser verbraucht. Dazu 5-minütiges Saugen pro Zimmer. Das mache insgesamt 135.000 Liter Wasser, 1.300 Kilowattstunden Strom und 36.000 Müllbeutel.
Seit Mai bietet A&O den Gästen seiner 39 Häuser in ganz Europa an, auf die tägliche Zimmerreinigung zu verzichten. Mit unerwarteter Resonanz. 10.000 Reinigungen weniger in nur zwei Monaten. “Damit haben wir nicht gerechnet”, sagt Winter. So wurden insgesamt 75.000 Liter Wasser, 708 Kilowattstunden Strom und 20.000 Müllbeutel eingespart. Hinzu kommen das eingesparte Putzmittel und das Abwasser.
Ihre Meinung ist gefragt!
Das Einsparpotential im Zuge der Nachhaltigkeit ist also nicht von der Hand zu weisen. Bleiben aber immer noch die Klassifizierungsvorgaben der “Hostelstars Union”, der auch Deutschland angehört. Diese werden alle fünf Jahre überarbeitet und aktualisiert. Das nächste Mal 2020. Was heute schon bekannt ist: die Vorgaben, denen auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa) folgen muss, werden weniger. Von den aktuell 270 Kriterien fallen nach derzeitigem Stand mindestens 20 weg. Dafür soll die Opt-Out-Möglichkeit bei Zimmerreinigung und Bettwäschenwechsel zukünftig gegeben sein, sagt Gerhard Engelmann vom DeHoGa Bayern. Des Weiteren werde der Verzicht auf Plastik im Badezimmer und Ladestationen für Elektroautos positiv auf dem Sterne-Punktekonto vermerkt.
Was halten Sie von der täglichen Reinigung eines Hotelzimmers? Unverzichtbar oder unnötig? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in den Kommentaren.