Nach Italien mit dem Auto – ein Thema für sich. Nicht nur wegen der hohen Staugefahr in Südtirol und den sehr hohen Mautgebühren und Spritpreisen. Auch die italienische Fahrweise hat es in sich.
Die Anreise aus (Süd-)Deutschland kann relativ schnell gehen, aber auch den ganzen Tag dauern. Je nachdem wohin man fährt und an welchem Tag. Wer so wie wir an einem Samstag in den Toskana-Urlaub startet, der kann dann schon mal 16 Stunden hinter dem Steuer rechnen.
Italienanreise am Samstag mit Staugarantie
Samstags ist bei fast allen Reiseveranstaltern der An- und Abreisetag. Das heißt, Hotels und Ferienhäuser können nur von Samstag bis Samstag gebucht werden. Bei unserem rustikalen Ferienhaus in San Martino in Colle war das ebenso. Also lautete die Devise: sehr früh losfahren. Sehr, sehr früh. Um 4 Uhr sollten meine Kinder und der Hund im Auto sitzen. Um 5 Uhr taten sie es auch, und es ging los.
Die geplante Route: über München auf der A8 bis zum Inntal-Dreieck; von dort aus bei Kufstein über die österreichische Grenze und gerade aus durch bis zum Brenner und der italienischen Grenze. Weiter vorbei an Trient, Gardasee und Verona nach Modena.
Was sich ziemlich komplikationslos anhört, zieht sich. Wie ein zäher Kaugummi. Denn vor allem am Samstag muss man spätestens ab Bozen mit Stau rechnen. Auch für uns, die wir bis auf einen kleinen Stau vor dem Inntaldreieck gut durchgerutscht waren, hieß es ab hier Stop-and-Go. Für die rund 150 km von Bozen nach Verona brauchten wir 3,5 Stunden. (Übrigens: Wer seinen Urlaub in Kroatien verbringt, ist nicht besser dran: 4 Stunden vor dem Karawankentunnel in Österreich sind in der Hauptreisezeit keine Seltenheit.)
Die restliche Wegstrecke führte uns vorbei an Modena, Bologna und Florenz. Gegen 20.30 Uhr erreichten wir schließlich unser Ziel.
Mit dem Auto nach Italien: die Kosten
In Österreich und Italien werden Mautgebühren verlangt. Das Pickerl für Österreich und die Brenner-Gebühren kann man schon in Deutschland vorab entrichten, zum Beispiel beim ADAC. Dann darf man vor Ort über die grünen Gates einfach durchfahren und muss sich nicht in der Warteschlange einreihen, was vor allem am vielbefahrenen Brenner eine große Zeitersparnis bedeutet.
Die klassische Österreich-Vignette, die man sich hinter die Scheibe klebt, gibt es an sich nicht mehr. Heute wird das Kennzeichen digital gespeichert und beim Passieren der Mautstellen erfasst. Für 10 Tage zahlt man 9,50 € und kann damit im ganzen Land fahren.
Teure Maut und hohe Spritpreise in Italien
In Italien ist das anders. Hier sind alle Auf- und Abfahrten der Autostrada, also der Autobahnen, mit Mautstationen versehen. Bei der Auffahrt zieht man sich ein Ticket, das man bei der Abfahrt dann bezahlt. Und man erkennt: Autofahren in Italien ist teuer. Richtig teuer. Nicht nur wegen der sowieso schon vergleichsweise hohen Spritpreise (1,70-1,80 pro Liter Super/E5). Von der ersten Station nach dem Brenner bis zur Terme Montecatini, insgesamt rund 470 km, habe ich 35 Euro bezahlt. Einfach. Auf der Rückfahrt natürlich nochmal.
Wenn man sich den Zustand der Straßen betrachtet, vor allem abseits der Autobahnen, stellt sich die Frage, was mit dem ganzen Geld passiert. Denn die Nebenstrecken, zumindest in der Toskana, sind in sehr schlechtem Zustand. Schlaglöcher noch und nöcher. Was wiederum den Vorteil hat, dass man das Tempolimit von 90 km/h außerorts kaum überschreitet. Auf den Bundesstraßen gilt übrigens 110 km/h, auf der Autobahn 130.
Harakiri auf italienisch
Auf den italienischen Autobahnen sind sehr viele Deutsche, Schweizer und Niederländer unterwegs. Ohne auf das Kennzeichen zu achten, erkennt man sie sofort. Am Blinker. Denn den nutzt der italienische Autofahrer höchst selten. Beim Überholen generell nicht, bei der Ausfahrt aus einem der unzähligen Kreisverkehre auch nur sporadisch.
Italienurlaub mit dem Auto: Ohne Kaltschnäuzigkeit geht es nicht
Die Kreisverkehre sind übrigens meistens zwei-, wenn nicht sogar dreispurig. Den braven deutschen Autofahrer mag das anfangs verwirren und einschüchtern. Da ist es dann ganz gut, wenn man sich von den Italienern etwas abschaut. Deren draufgängerische Fahrweise erinnert ein wenig an japanische Harakiri. Nicht ohne Folgen: kein Tag, an dem wir nicht irgendeinen Unfall passierten. Glücklicherweise immer nur Blechschäden.
Die Sache mit den Parkplätzen
Ebenfalls eine Herausforderung stellt beim Autofahren in Italien oftmals die Parkplatzsuche dar. Am Sonntag gegen Mittag an einen kostenlosen Strand? Ganz schlechte Idee. Denn da wollen auch die Italiener selbst die frische Meeresbrise genießen. Ich bin in Marina di Vecchiano über eine Stunde rumgekurvt, bis ich mit viel Glück einen Parkplatz ergattern konnte. Wochentags war das hingegen kein Problem. Am Strand. Wohl aber in Touristenmagneten wie Volterra. Hier durfte ich wieder lernen, dass sich die Italiener gerne ihre eigenen Regeln machen. Nach dem Motto: Wenn kein Parkplatz mehr da ist, dann mach dir einen. Die Folge: Autos, die kreuz und quer auf dem Parkareal standen, wodurch sich diverse Sackgassen gebildet hatten. Wohl dem, der über Park Distance Control im Auto verfügt.